FORREST OF CROSSES
2018

El Bosc de les Creus, wie der Wald der Kreuze von seinem Schöpfer getauft wurde, erschien mir wie eine eigene, kleine, einsame Welt, in die ich für kurze Zeit eintauchen durfte. Schon die Anfahrt gestaltete sich als spannend und geheimnisvoll als mich nahe der spanischen Stadt Barcelona urplötzlich aufziehender Nebel meiner sonnigen Stimmung entriss und die Landschaft um mich herum in etwas Morbides, Furchteinflößendes verwandelte. Als im Nebel die Hügel vor mir auftauchten, auf denen sich hunderte von eigenwillig verdrehten Kreuzen befanden, wich meine Angst der Faszination und Neugier, und ich machte mich auf die Suche nach wirkungsvollen Bildkompositionen um diese einmalige Landschaft durch meine Fotos festzuhalten.
Der Wald der Kreuze, ein Projekt des spanischen Künstlers Marc Sellarès, soll an die verheerenden Lauffeuer des Jahres 2015 erinnern, denen in dieser Gegend ganze Dörfer zum Opfer fielen. Wo vor wenigen Jahren ein dichter Wald gedieh, ließen die Flammen nur noch verkohlte, magere Stämme übrig, die im Rahmen der Trauerbewältigung in hunderte von Kreuzen modifiziert wurden und neben den schrecklichen Bränden auch an die aktuellen Klimaveränderungen erinnern sollen.
Umgeben von einer Armee von Kreuzen, verlor ich mich aufgrund der Fülle wirkungsvoller Bildkompositionen, nach kurzer Zeit irgendwo in dem vier Hektar großen Gebiet. Vollkommen konzentriert auf die zahlreichen Fotomotive, die zeitweise im dichten Nebel verschwanden und gleichzeitig eine anziehende und eine abstoßende Wirkung auf mich ausübten, bemerkte ich eine seltsame Stille um mich herum. Kein Vogel war zu hören. Kein Tier, nicht mal das kleinste Insekt, kreuzte meinen Weg. Es schien als sei die Umgebung nach den Bränden für immer gestorben und es könnte wohl keinen passenderen Ort auf der Welt für dieses mahnende Kunstprojekt geben, das mich nachhaltig beeindruckt und beeinflusst hat.