Neuvorstellung - Der erste ND 6,0 aus dem Hause HAIDA ist da
Die Zeit ist reif für zwei neue Spitzenreiter unter den Neutraldichtefiltern.
Der Filterhersteller HAIDA erweitert ab sofort seine umfangreiche Produktpalette, in der sich bereits Filterstärken zwischen ND 0,6 und ND 4,5 befinden, um zwei weitere Graufilter, Der ND 5,0 und der ND 6,0 reihen sich somit in ein breites Sortiment verschiedenster Filtertypen ein, die ich während der letzten Woche ausgiebig testen durfte.
Vielen Dank an HAIDA für das die Bereitstellung der Filter.
Vor wenigen Jahren erst wurde der bis dato beliebteste und verbreitetste Big Stopper (Graufilter ND 3,0) von stärkeren und intensiver getönten Graufiltern, wie dem ND 3,6 und dem ND 4,5, abgelöst, da sie vielen Fotografen weitere Gestaltungsmöglichkeiten durch das extreme Verlängern ihrer Belichtungszeiten ermöglichen, und schon stehen zwei weitere Filterextreme in den Startlöchern.
Für den Fall, dass Du noch nicht weißt wofür so ein Graufilter eingesetzt wird und in welchen Situationen die Verwendung am meisten Sinn ergibt, fasse ich die wichtigsten Infos zu diesem Filtertyp kurz zusammen.
Mit freundlicher Genehmigung von HAIDA
Kurzerklärung des Graufilters
Der Graufilter, oft auch bezeichnet als ND-Filter oder Neutraldichtefilter, wird vor das Objektiv gesetzt um die vorhandene Lichtmenge zu reduzieren. Außerdem sperrt ein Graufilter das Licht sehr gleichmäßig über das gesamte sichtbare Lichtspektrum, ohne die Farben und den Kontrast zu beeinflussen. Gerade wenn es um kreative aber auch um experimentelle Fotografie geht, gehört zumindest der klassische Big Stopper in jede Fototasche. Bei durchgefärbtem Filterglas, wie dem Graufilter, bestimmen diverse Beimengungen in das geschmolzene Glas während der Produktion, seine für ihn charakteristischen Dichteeigenschaften, die sich auch optisch deutlich zu erkennen geben. Durch einen schwach gefärbten Graufilter kann das Auge problemlos hindurch schauen, während ein sehr dichter Graufilter nicht mal mehr einen Motivumriss erahnen lässt.
f/8,0 | 30,0 s | ISO 125 | 19,0 mm | ND 3,0
Durch die reduzierte Lichtmenge, die durch den Filter fällt, verlängert sich die Belichtungszeit, sodass dieser Filtertyp hauptsächlich in der Landschaftsfotografie, z.B. beim Aufnehmen von Wasserfällen oder See- und Meereslandschaften, und in der Architekturfotografie, zum erzeugen langer, dynamischer Wolkenstreifen, Verwendung findet. Sich bewegende Motive verändern oder verlieren ihre Strukturen je nach Dauer ihrer Belichtung und können aufgrund dieser Eigenschaften, bei sinnvoller Anwendung, die Bildwirkung stark beeinflussen.
Die beiden neuen Modelle haben es in sich, denn aufgrund ihrer starken Dichte verlängern sie die herkömmliche Belichtungszeit um 17 Blendenstufen (ND 5,0), bzw. um 20 Blendenstufen (ND 6,0), was bedeutet, dass die herkömmliche Belichtungszeit durch den ND 6,0 um eine Million verlängert wird.
Filterkombinationen Adé
Nun fragt sich der praktisch denkende Fotograf, welchen Nutzen solche immens dunklen Graufilterscheiben bringen sollen, nehme ich an?
Ein sehr überzeugender Grund betrifft die praktische Seite in der Verwendung des Graufilters, da unterschiedliche Filterintensitäten nicht mehr miteinander kombiniert werden müssen um sehr lange Belichtungszeiten zu erhalten. Potentielle Fehlerquellen, wie ein unerwünschter Lichteinfall durch kleinste Spalten zwischen den kombinierten Filtern, gehören bei Verwendung von nur einer Filterscheibe der Vergangenheit an und auch die unschönen Vignettierungen, die beim Kombinieren mehrerer Filterscheiben entstehen können, lassen sich zuverlässig vermeiden.
Nicht von der Hand zu weisen ist außerdem die extreme Verlängerung der Belichtungszeit beim Fotografieren mit diesen beiden Filterchampions. Zwar lässt sich durch den aktuell noch stärksten Dichtefilter von HAIDA, den ND 4,5, durch eine Abdunklung von 15 Blendenstufen bei sehr gleichmäßigen Lichtbedingungen und bedecktem Himmel im Regelfall eine Belichtungszeit von vier bis fünf Minuten problemlos erreichen, aber einigen Fotografen reicht selbst diese lange Zeit nicht aus um die eigenen Vorstellungen ihres perfekten Fotos zu verwirklichen. Das weit verbreitete Vorurteil, der charakteristische Langzeitbelichtungseffekt intensiviere sich im Regelfall deutlich bis zu einer Zeit von ungefähr fünf bis sechs Minuten und bewirkt ab dieser Verschlusszeit, je nach Motiv und Bildinhalt, weniger sichtbare Veränderungen, entspricht nicht immer der Realität. Bei genauerem Hinsehen werden feine Unterschiede in den Details sichtbar, deren optische Eigenschaften aber stark von den vorherrschenden Wetterkonditionen abhängen. Ultralange Belichtungszeiten jenseits der 6-Minuten-Marke haben sehr wohl ihre Daseinsberechtigung.
f/3,5 | 330,0 s | ISO 100 | 24,0 mm | ND 5,0
Offenblendiges Langzeitbelichten
Ein für mich wesentlich interessanterer Grund zur Verwendung eines extrem starken Dichtefilters ist das offenblendige Fotografieren um durch eine geringe Tiefenschärfe mehrere Schärfeebenen, und damit mehr Tiefe im Foto, zu erzeugen. Da bei einer geöffneten Blende von beispielsweise f/1,8 sehr viel Licht durch das Objektiv auf den Sensor fällt, sind sehr lange Belichtungszeiten am Tage selbst mit gängigen Graufiltern wie dem Big Stopper nur bedingt umsetzbar.
Mir schießt bei der Idee des offenblendigen Fotografierens in Kombination mit einem sehr starken Graufilter sofort der Tilt-Effekt in den Kopf, der sich mit Hilfe eines Tilt-/Shift-Objektivs und einer geöffneten Blende wunderbar umsetzen lässt. Die Verwendung eines Tilt-/Shift-Objektivs in Kombination mit dem ND 6,0 scheint durchaus Potential für neue Bildideen und Aufnahmetechniken zu besitzen, sodass ich den Fokus meines Filtertests verstärkt auf diese kreative Möglichkeit legen möchte.
Bei durchdachter Nutzung des Tilt-Effekts lässt sich das gewünschte Motiv selbst bei starker Unruhe in dessen Umgebung hervorragend in Szene setzen, da die Schärfe nur auf dem gewünschten Motiv liegt und der Rest des Fotos unscharf verschwimmt. Dieser Effekt ist besonders gut beim Fotografieren mit einer offenen Blende sichtbar, was allerdings den Nachteil einer sehr kurzen Verschlusszeit mit sich bringt. Um die Belichtungszeit deutlich zu verlängern sind starke Graufilter wie der ND 5,0 oder ND 6,0 notwendig.
Eine detaillierte Erklärung aller Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten eines Tilt-/Shift-Objektivs findest Du in meinem
Testbericht zum Samyang TS 24mm F/3,5.
Tipp zum Erhalt der Bildqualität
Wie bei diversen Filterkombinationen auch müssen aufgrund der extremen Dichte dieser ND-Filter die ISO-Einstellungen angepasst werden um die Belichtungszeit nicht in überdimensionale Längen zu treiben. Aufgrund langer Belichtungszeiten, erfahrungsgemäß ab etwa drei bis vier Minuten, mehrerer Belichtungen hintereinander und einem höheren ISO-Wert können, je nach Umgebungstemperatur, verstärkt Hotpixel und ein störendes Bildrauschen auftreten. Aktiviere deshalb die kamerainterne Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung, die sich i.d.R. im Kameramenü steuern lässt. Deine Kamera erstellt bei aktivierter Rauschreduzierung ein Schwarzbild direkt nach der Belichtung des eigentlichen Fotos, dessen Erstellung die gleiche Zeit in Anspruch nimmt, die Du für die Belichtung Deines Fotos eingestellt hast. Anschließend rechnet die Kamera mit Hilfe des Schwarzbildes den Großteil der Störpixel heraus, was die Bildqualität enorm steigern kann!
f/4,0 | 1/60 s | ISO 50 | 105,0 mm | ND 6,0
Die Sonne als Model
Eine weiteres, für mich eher unübliches aber dennoch spannendes Gebiet, lässt sich dank des neuen ND 6,0 ebenfalls erforschen. Das Fotografieren der Sonne.
In der Regel gilt, die Sonne weder ohne Filter noch mit einem herkömmlichen ND 3,0 zu fotografieren, da aufgrund der extremen Helligkeit der Sonne nicht nur das menschliche Auge sondern auch die "Augen der Kamera", also das Objektiv und besonders der Kamerasensor leiden oder sogar beschädigt werden können!
Also bitte Vorsicht bei solchen Experimenten!
Der ND 6,0 schafft aufgrund seiner starken Beschichtung, was andere ND-Filter nicht schaffen, denn er filtert so viel Licht heraus, dass die Kamera ohne Bedenken auf die Sonne gerichtet werden kann um sie aufzunehmen.
Mein Bildbeispiel zeigt trotz einer Brennweite von nur 105,0 mm bereits erste Strukturen und Sonnenflecken, sodass das Fotografieren unseres wärmespendenden Sterns im stärkeren Telebereich mit Sicherheit noch interessantere Ergebnisse liefern wird.
Lieferumfang
Die Filterstärken ND 5,0 und ND 6,0 sind sowohl als
Drop-in Filter für den M10 Filterhalter als auch als herkömmliche Schraubfilter für Objektivdurchmesser von 67 mm bis 95 mm im Fachhandel und auf der Webseite von Haida Deutschland erhältlich. Natürlich sind beide Dichteintensitäten auch als
Filterscheiben der Red Diamond Edition, also bruchsicher als andere Scheiben, für gängige 100x100 mm und 150x150 mm Filtersysteme erhältlich und werden, wie nicht anders von HAIDA gewohnt, bestens geschützt in einer hochwertigen, gepolsterten Metallschachtel verschickt um eventuellen Transportschäden vorzubeugen und eine sichere Aufbewahrung zu gewährleisten.
Die Bildqualität
Obwohl ich mir bereits vor Verwendung beider Graufilter zu 99,9% sicher bin, dass sich die Bildqualität der neuen Dichtefilter weiterhin auf einem sehr hohen Niveau befindet, nehme ich auch diese Faktoren kurz unter die Lupe um eventuelle Farbverschiebungen und Darstellungsfehler mit Sicherheit ausschließen zu können.
Wie erwartet lassen sich, weder beim Schraubfilter noch beim Schiebefilter, Farbstiche, unscharfe Abbildungsfehler oder Vignettierungen erkennen, sodass ich beruhigt und mit gutem Gewissen bestätigen kann, dass die hohe Bildqualität, die ältere HAIDA-Filterserien bereits mehrfach bewiesen haben, weiterhin ein wichtiger Faktor ist, der für den führenden Filterhersteller HAIDA und das angebotene Equipment und Zubehör spricht.
Fazit
Nach einigen Wochen intensiven Gebrauchs freue ich mich, dass beide Filterstärken den Weg in mein Fotoequipment gefunden haben. Neben der guten Verarbeitungs- und Abbildungsqualität der Filterscheiben und Drop-In Filter bringen der ND 5,0 und ND 6,0 frischen Wind, und somit eine größere Bandbreite, in meine Ideenkiste.
Wie gewohnt werden die Filter, bestens verpackt und in der edlen Metallbox präsentiert, versendet.
Mit knapp 130.00€ gehört eine Filterscheibe mit Sicherheit nicht zu den Schnäppchen doch das Preis-Leistungsverhältnis ist dank der guten Bildqualität ist vollkommen fair und in Ordnung.
Daumen hoch und viel Spaß beim Filtern!
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